Das Leben ist bei keinem so schön wie in einem romantischen Liebesfilm mit Happyend, aber auch nicht so schlimm wie in einem endzeitlichen Volldrama. Ebenso wie es in den Aufgaben des Meisterkurses nur selten Schwarz-Weiß-Antworten oder Denkmuster gibt. Es ist wichtig, eine hohe Fehlertoleranz zu entwickeln, da in vielen allgemeinbildenden Schulen und durch gezielte Abfragen oft ein Scham gegenüber Fehlern vermittelt wird. Dem Entgegenwirken erfordert Mut und entspricht auch meinen Werten, die ich mit dem Titel des Meisters im Handwerk in Verbindung bringe.
Mein Erwartungsmanagement und das Arbeiten unter Stress werden mit der Zeit besser und mein Lebensgefühl, sowie Lebensqualität wird gesteigert. Für die vier häufigsten Herausforderungen habe ich dir mal meine Gedanken und Lösungen aufgeschrieben. Ich hoffe, das hilft dir bei deinen Bedenken.
Was tue ich, wenn ich das Gefühl habe im Stoff nicht mitzukommen?
Die Meistervorbereitung ist eine Bildung für Erwachsene, daher sind die Dozenten eher Lernbegleiter. Im Vollzeitkurs halten sie die Lehrveranstaltungen meistens frontal zu den Kommilitonen und bieten ein Raum für Fragen während und nach den LV’s. Die Übungsaufgaben bereiten sie online und in Präsenz vor und nach. Außerdem unterstützen sie die Teilnehmer individuell und unterstützen das Erarbeiten, Lernen und Evaluieren in Gemeinschaften.
Ich habe festgestellt, dass es wichtig ist von Anfang an mitzuarbeiten. Die Handlungsfelder und Kompetenzen laufen nebenher, vernetzten sich mit der Zeit immer mehr und schaffen ein eindeutiges Gesamtbild. Das Vorarbeiten im Skript ist erlaubt, nicht notwendig, jedoch ab und an von Vorteil. Übung macht den Meister heißt es. Ich lerne am besten aus Fehlern, dennoch ist es schwer zu akzeptieren, dass das nachhaltige Verinnerlichen nicht direkt funktioniert.
Die Lernbegleiter empfehlen, sich bei der Förderung der Selbstständigkeit, insbesondere bei der Zielsetzung, seiner Motivation bewusst zu werden, sie aufzuschreiben und wenn man sie braucht präsent zu haben.
Was, wenn ich ein Motivationstief habe?
Bei der privaten Bildung für Erwachsene gilt in der Regel keine Anwesenheitspflicht, es sei denn, dies ist durch die Regularien des A.-BAföG’s vorgeschrieben. Es ist auch vollkommen normal, mal eine Denkblockade zu haben, nicht konzentriert oder krank zu sein. Damit ist niemand alleine und alle Teilnehmer, wie auch Lehrende arbeiten zusammen an der bestmöglichen Vorbereitung auf die Meisterprüfung.
Ich finde es wichtig, auf seinen Körper zu achten und realistisch zu sein, sowie eine Strategie zu haben. Meine Strategie besteht darin, wenn ich ein Motivationstief bemerke, es erst mal zu akzeptieren. Gelegentlich nehme ich auch mal ‚vorsichtshalber‘ einen Tag ‚frei‘, um dann nach kürzester Erholungszeit wieder voll da zu sein.
Die Lernbegleiter haben mich außerdem darauf aufmerksam gemacht kommunikativ zu sein, denn in der Gemeinschaft gibt es weniger Motivationstiefs und wenn sie auftreten, können diese weniger drastisch ausfallen. Durch gegenseitige Unterstützung gelangt man auch leichter wieder daraus.
Wie geht man damit um, Familie und Freunde länger nicht zu sehen bzw. Heimweh zu haben?
Heimweh habe ich nicht, es ist auch nicht das erste Mal, dass ich länger nicht zuhause bin. Schon früher fiel es mir leicht, außerhalb von Zuhause zurechtzukommen und wenig an Zuhause zu denken. Dennoch war es deutlich spürbar, dass zu Hause die Zeit ebenfalls weiterläuft und für mich dann plötzlich Dinge anders waren. Ich habe schlichtweg nicht mehr alles mitbekommen, dies ist am Anfang schon ein komisches Gefühl.
Deutlich mehr beeinflusst mich, dass durch die Entscheidung, sich die Zeit mit den ‚alten‘ Freunden verringert. Einerseits wegen der verminderten Freizeit, andererseits wegen der örtlichen Trennung. Jedoch habe ich auch hier in Lübeck und in der Umgebung neben Kommilitonen auch neue Freunde kennengelernt. Mit dem Beginn des Meistervorbereitungskurses hat ein neuer Lebensabschnitt begonnen. Meine Familie und Freunde unterstützen mich. O-Ton ist aber auch hier: Rede, wenn dich etwas bedrückt.
Bei manchen Menschen hilft Sport sehr, um runter zu kommen und Stress abzubauen. Den Körper auszupowern kann sehr befreiend sein und man kann leicht Kontakte knüpfen. Für andere bietet das Feiern am Wochenende diesen Effekt. Ich persönlich gehe dann selten in die Natur, lese öfter Romane oder Manga und erwische mich auch mal mit einen (Glüh-) Wein und Käsehäppchen beim Netflix schauen. Die Bewältigung von Herausforderungen ist ebenso individuell und flexibel, wie die Schwierigkeiten divers sind.
Was, wenn ich mal eine Prüfung ganz knapp nicht bestehe?
Dann gibt es eine zusätzliche mündliche Prüfung, um einen Prüfungsteilbereich doch noch zu bestehen. Interessanter ist für mich jedoch: Was ist, wenn ich an einen Prüfungstermin krankheitsbedingt nicht Teilnehmen kann? Unterjährig bieten die Handwerkskammern mehrere Termine mit mehreren Monaten Abstand an.
Solltest du nun noch andere Bedenken haben und sollte es dir schwer fallen deine Mitmenschen darauf anzusprechen, dann lade ich dich gerne ein uns einen Kommentar zu schreiben.
In meinen kommenden Beiträgen werde ich über Themen wie die Zugangsvoraussetzungen für den Meisterkurs und meine Finanzierungsstrategien sprechen. Mein Weg ist nur eine Möglichkeit – welchen Weg wählst du?
Philip Geselle als Hörakustiker – aktuell in der Vollzeitmeisterweiterbildung in Lübeck.
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